Sonja Tewinkel ist die neue Frau an der Spitze des Lenneper Kultur-Tempels.
Es war ein ungewöhnlicher Sommer für den Förderverein der Klosterkirche. Statt die spielfreie Zeit zu nutzen, um Kraft für die neue Saison zu tanken, musste sich Vereinschef Wolfgang Moritz mit seinem Team nach einer neuen Führungsspitze für den Kulturtempel umschauen. „Glücklicher- weise haben wir nach der Ausschreibung eine hohe Anzahl an hoch profilierten Bewerbungen aus der ganzen Republik erhalten“, erzählt Moritz. Das zeige, dass die Einrichtung über die lokalen Grenzen hinaus bekannt und geschätzt werde.
Vom Dezernat zur Kloki
Noch im Mai war Stephanie Licciardi als Nachfolgerin in die Fußstapfen der ehemaligen Kloki-Kulturmanagerin Anna Winkels getreten. Zwei Monate später trat die 32-jährige Remscheiderin dann aber überraschend zurück. Die Gründe behalten beide Parteien für sich. Die Stelle wurde erneut ausgeschrieben. „Dass es auch diesmal wieder ein reines Damenmanagement werden würde, schien im Vorfeld gebucht zu sein“, scherzte Moritz nun diese Woche in Anwesenheit der neuen Kulturmanagerin. Eine Person, die laut Stellenbeschreibung, eine hohe Sensibilität für die vielfältigen Aufgabenstellungen mitbringt, vor allem aber Kompetenzen sowohl im Kultur- als auch im Büromanagement. Denn: „Ohne die nötigen finanziellen Kenntnisse lässt sich eben kein Wirtschafts- betrieb betreiben“, sagt der Vereinschef.
Beides bringt Sonja Tewinkel, die Neue an der Spitze des Lenneper Kulturtempels, mit. Die 44-Jährige ist diplomierte Kulturmanagerin mit langjähriger Berufserfahrung. Zehn Jahre lang arbeitete sie am Aufbau des Konzert- und Veranstaltungsbüros der deutschlandweit bekannten A-Cappella-Band „Wise Guys“ und leitete dieses erfolgreich: Rund 150 Konzertveranstaltungen mit bis zu 200.000 Zuschauern pro Jahr stemmte sie in dieser Zeit. Danach folgte, familiär bedingt – sie ist mit Clemens Tewinkel, ehemaliger Sänger der „Wise Guys“ verheiratet – eine berufliche Neuorientierung. Das Musikerleben mit Konzertreisen und Auftritten an Wochenenden wurde der jungen Familie zu hektisch.
Von 2008 bis 2018 leitete Tewinkel schließlich das Dezernat für Finanzen, Controlling, Hochschulplanung, den künstlerischen Betrieb und das Gebäudemanagement an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. „Mit Kleinkunst habe ich – obwohl ich es persönlich sehr mag – beruflich aber nie was zu tun gehabt“, gesteht Tewinkel. Aber schon zu Zeiten als Leiterin des Veranstaltungsbüros der „Wise Guys“ habe sie es genossen, Menschen nach den Veranstaltungen glücklich zu sehen. Nach zehn Jahren in einem eher anonymen Dezernat sehnte sich die Mutter dreier Kinder (16, 17 und 18 Jahre alt) wieder mehr nach dem unmittelbaren Kontakt zu Künstlern und Publikum. Die Stellenausschreibung der Klosterkirche sprach sie direkt an, und der erste Eindruck der Einrichtung überzeugte sie auf Anhieb: „Es ist ein tolles Haus, mit einer sehr schönen Atmosphäre. Ich bin sehr froh, hier zu sein.“
Seit dem 23. September ist Tewinkel schon im Amt. Die kurze Zeit bislang hat sie jedoch schon gewinnbringend genutzt, um Kontakte zu den Veranstaltungsorten der Nachbarschaft zu knüpfen. Die Vernetzung sei wichtig, über gemeinsame Abos werde nachgedacht. Auch in das Programm will Tewinkel frischen Wind bringen und den Wünschen des Fördervereins, etwa für mehr jüngeres Publikum zu sorgen, nachkommen. „Ein fertiges Konzept kann ich in der kurzen Zeit noch nicht vorlegen“, sagt Tewinkel. Doch viele Ideen schwirren bereits in ihrem Kopf herum.
Gemeinsam mit Kollegin Veronika Weber ist sich Tewinkel sicher, für die kommende Spielsaison 2020/21 wieder ein tolles Programm zusammenzustricken, das sowohl dem liebgewonnen Stammpublikum als auch neuen Gästen zusagen wird.
Bildquellen
- Sonja Tewinkel, Wolfgang Moritz und Veronika Weber (v.l.): Foto: Cristina Segovia-Buendía