Lüttringhauser Anzeiger

Jede Sekunde zählt

Bei den europaweiten „Roadpol Safety Days“ vergangene Woche machte die Polizei auf die Gefahren aufmerksam, die im Straßenverkehr durch Ablenkung lauern. Bei den vermehrt durchgeführten Kontrollen an diesem Tag wurden fast 100 Verstöße festgestellt, bei denen die Fahrer während der Fahrt etwa durch das Handy abgelenkt waren.

Schnell ist es passiert: Ein kurzer Klingelton oder ein kurzes Vibrationssignal und schon schwenkt der Blick von der Straße zum Smartphone. Nur eine halbe Sekunde war man abgelenkt und dennoch ist man mehrere Meter im Blindflug gefahren. Das kann bei voller Fahrt schwerwiegende Folgen haben, wie die Polizei kürzlich eindrucksvoll vor dem Teo-Otto-Theater vorführte.

Ein Auto, das mit 30 Stundenkilometern unterwegs ist, hat einen Bremsweg von neun Metern, darin eingerechnet ist die Reaktionszeit vom Zeitpunkt der Gefahrenerkennung, der eigentlichen Bremsvorgang, bis das Auto zum Stehen kommt. Ist der Fahrer nur eine halbe Sekunde abgelenkt, weil er kurz nach dem Handy greift, verlängert sich dieser Weg um 4,5 Meter, erklärte Polizist Ralf Wendtland am Mikrofon. Wie das aussieht, zeigte sein Kollege Ralph Geeven, der in einem roten Fahrzeug auf einen gepolsterten Dummy zufuhr, an der markierten Stelle abbremste und dann kurz vor dem Dummy zum Stehen kam. Bei der zweiten Fahrt, in der die Ablenkung durch die 0,5-sekündige Verzögerung simuliert wurde, stieß das Fahrzeug mit dem Dummy zusammen und katapultierte es einige Meter weiter. Ein schockierendes Szenario, dass die Passanten gespannt mitverfolgten.

Handy am Steuer wird zu einem immer größeren Problem, weiß Hans-Jörg Holz, Leiter der Verkehrsunfallprävention des Polizeipräsidiums Wuppertal. Denn die Zahl der Unfälle mit unklarer Ursache nehmen zu. Wenn keine technischen oder medizinischen Gründe vorliegen, liege es nahe, dass sich der Unfall aufgrund einer Ablenkung ereignet habe. „Wenn ein Fahrer plötzlich ohne Grund von der Fahrbahn abkommt und parkende Autos abräumt, dann liegt der Verdacht nah, dass ein Handy im Spiel war.“ Bei Sachschaden, erklärte Holz, würde das Handy nicht gleich eingezogen. Daher sei es schwierig, solche Fälle für die Statistik festzuhalten. Anders sehe das bei Unfällen mit hohen Personenschaden aus. Doch das gilt es zu verhindern. Lösen lässt sich das Problem nur durch Aufklärung und strengere Kontrollen, ist Holz überzeugt. Denn, und das wurde auch am Aktionstag deutlich: „Sobald wir mehr kontrollieren, steigen die Zahlen der Verstöße.“

Insgesamt wurden im Bergischen an diesem Tag 99 Verstöße geahndet. Erwischten Autofahrern drohen 100 Euro Bußgeld und ein Punkt. Radfahrer zahlen bei Verstoß und Ahndung 55 Euro.

Bildquellen

  • Road-Safety-Day-I: Foto: Segovia