Die Lenneperin Dela Kirchner ist seit 2013 Jägerin. Durch Aufklärung will sie Vorurteilen vorbeugen.
Das schöne Wetter der vergangenen Wochen nutzten viele, um die umliegende Natur für sich zu entdecken. Doch leider halten sich manche nicht an die geltenden Regeln, er-obern entlegene Winkel abseits der ausgewiesenen Wege. Sehr zum Leidwesen von Dela Kirchner.
Nah an der Natur
Denn die 39-jährige Lenneperin weiß, wie viel Stress das für die Wildtiere bedeutet. Sie ist seit 2013 Jägerin und hat im Kurs zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung viel über den Wald und die Tiere gelernt. Wichtige Rückzugsorte fehlen nun gerade in der aktuellen Brut- und Setzzeit. Oft werden die Tiere von neugierigen Waldbesuchern unwissentlich verjagt. Das führt nicht selten zu tödlichen Unfällen, so wie am vergangenen Wochenende an der Wuppersperre: Dort flüchtete ein trächtiges Reh vor Spaziergängern, die abseits der Wege unterwegs waren, auf die Rader Straße, wo es von einem Auto erfasst wurde. „Die beiden Kitze waren bereits fertig entwickelt und wären vermutlich innerhalb der nächsten Tage geboren worden“, berichtet Kirchner bewegt. „Solche Todesfälle sind so furchtbar unnötig und könnten in vielen Fällen ganz einfach verhindert werden“, betont sie eindringlich. Dazu zählt Rücksichtnahme auf die Wildtiere durch Mitnehmen des Mülls und Bleiben auf den ausgewiesenen Wegen – auch für Hunde.
Durch ihren Großvater und einen benachbarten Jäger war Kirchner von klein auf mit der Natur und dem Wald vertraut. Doch erst 2012 reifte der Gedanke, die Jägerprüfung abzulegen. Zum einen, weil das Thema durch den neuen Lebensgefährten ihrer Mutter, ebenfalls Jäger, wieder präsenter wurde. Zum anderen, weil sie nur noch nachhaltiges Fleisch konsumieren wollte.
Kurzerhand meldete sie sich zum Kurs an – als eine von fünf Frauen. Zwar gibt es immer mehr Frauen in dem Bereich, doch nach wie vor ist er eher männerdominiert. Problematisch sei das aber nie gewesen. In Jägerkreisen sei sie immer offen aufgenommen worden, betont Kirchner. Zusätzlich an der Ausbildung gereizt hat sie, dass sie viel über das Leben der Wildtiere lernen konnte. „Es gibt keine bessere Möglichkeit, so viel und so geballt über die Natur zu lernen“, ist sich Kirchner sicher. Doch das Bild vom Jäger in der Gesellschaft sei oft sehr negativ und von Vorurteilen gespickt, bedauert sie. Gerade in Tierschutzkreisen, in denen sie auch aktiv ist, trägt Unwissenheit zum falschen Bild des „schießwütigen Tiermörders“ bei. Doch das sei definitiv überholt. „Konsequent bis zum Ende verfolgt, sind Jäger Tierschützer. Der Landesjagdverband ist im Grunde auch der größte Naturschutzverband in NRW“, betont Kirchner. Und das versucht sie, gemeinsam mit ihren Jägerkollegen und offener Aufklärung anderen zu vermitteln.
Zum Jägerdasein gehört nicht nur das Erlegen von Wild. Der Lenneperin kommt es darauf zum Beispiel gar nicht an. Zu ihren täglichen Touren durch den Wald mit Mischlingshündin Emma nimmt sie das Gewehr in der Regel nicht mit. Nur Hut, Fernglas und Rucksack sind dabei, um die Tiere in Ruhe und mit Abstand bei Sonnenaufgang zu beobachten. „Man ist sehr nah dran am Kreislauf der Natur“, schwärmt sie. Grundsätzlich kenne sie keinen Jäger, der auf Trophäen aus sei, ergänzt sie. Viel mehr tragen sie und ihre Kollegen zur Biotoppflege und Lebensraumverbesserung bei. Sie schaffen Nahrungs- oder Nistmöglichkeiten. Kirchner half auch im vergangenen Jahr dabei, Kitze in den Wiesen zu suchen, damit sie vor den Mähern verschont blieben. „Ich konnte ihnen später sozusagen beim Aufwachsen zusehen“, erzählt sie mit leuchtenden Augen. Umso kritischer sieht sie deshalb den Landesbeschluss zur Verkürzung der Schonzeit von Rehwild, der erst Ende Januar erlassen wurde. Ab April darf nun ein Schmalreh (weibliches Reh im zweiten Lebensjahr, das noch keinen Nachwuchs hat) geschossen werden. Dabei sei die Gefahr groß, es mit einer Ricke, die gerade erst gesetzt hat, zu verwechseln und den Kitzen die Mutter zu nehmen, erläutert die Jägerin. In Remscheid sei der Beschluss quasi ohne fachliche Expertise durchgewunken worden, weil es keinen Jagdbeirat und auch nur eine kommissarische Untere Jagdbehörde gibt, bemängelt sie.
Weitere Infos unter
www.remscheider-jaeger.de
Bildquellen
- Dela Kirchner mit Mischlingshündin Emma.: Foto: Anna Mazzalupi