Die Freiwilligenzentrale feierte 10. Geburtstag mit Festgottesdienst und Empfang.
Ohne Ehrenamt würde es viele Angebote und Veranstaltungen in Remscheid überhaupt nicht geben. Doch, die richtige Aufgabe für einen selbst zu finden, ist nicht einfach. Die Freiwilligenzentrale „Die Brücke“ hilft Suchenden dabei, das passende Ehrenamt bei der richtigen Institution zu finden. Vor zehn Jahren riefen die Stadt Remscheid und die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege den Verein ins Leben. Dieses Jubiläum feierten Mitglieder, Unterstützer und Vermittelte am Sonntag in der Stadtkirche mit einem Festgottesdienst sowie einem Empfang mit Musik und Kabarett im Vaßbendersaal.
Mitarbeiter gesucht
Stolz können die Verantwortlichen auf die vorherigen Jahre zurückblicken. Über 600 Menschen konnten bereits vermittelt werden. Unverbindlich können sich Interessierte, etwa Schüler, Studenten, Berufstätige oder Rentner, von den ehrenamtlichen Mitarbeitern beraten lassen. Über 110 Organisationen bieten 190 Einsatzstellen an – 2008 waren er nur 24 Organisationen mit 37 Stellen. „Viele sind überrascht darüber, wie viele Facetten es gibt“, berichtet Annette Potthoff, erste Vorsitzende der Brücke. Denn das Ehrenamt hat viele Gesichter: Vorlesen, Freizeitgestaltung von Senioren, Nachhilfe geben oder das Reparieren von Dingen. Besonders stark gefragt seien Tätigkeiten im sozialen Bereich, erzählt Harald Frank (68). Er engagiert sich seit fünf Jahren bei der Brücke und berät die Ratsuchenden. Im Gespräch werde oft deutlich, was passen könnte. Bis zu drei Adressen erhalten dann die potenziellen Ehrenamtler. Den Kontakt zu den Einrichtungen müssen sie aber selbst aufnehmen.
Christa Hellmann (69) ist ebenfalls eine der sechs Beraterinnen und Berater. Sie kam 2010 zur Brücke. „Ich bin sozusagen ein Urgestein“, sagt sie mit einem Lachen. Einmal im Monat bietet sie eine Beratung im Flair-Weltladen an. Seit dem Sommer gibt es das Angebot auch am Hasenberg im BBZ. Obwohl die Brücke aus der Remscheider Vereinslandschaft nicht mehr wegzudenken sei, müsse man ständig auf sie aufmerksam machen – etwa beim Tag der Vereine. Auch weitere Mitglieder, die das Beraterteam ergänzen, werden gebraucht.
Irmtraud Kaufel (62) fühlt sich in diesem Team wohl. 2015 war sie auf der Suche nach etwas, bei dem sie mehr Kontakt zu Remscheidern erhält, sich in die Gemeinschaft einbringen kann, und stieß auf die Brücke. Neben der Beratung ist sie aktuell auch für Organisatorisches sowie die Internetseite verantwortlich. „Wir sind ein kleiner Verein, der was bewegt“, betont sie.
Hans-Ulrich Sander (65) kann diese Aussage nur unterstreichen. Er konnte durch die Hilfe der Brücke im vergangenen Jahr sogar ein eigenes Projekt umsetzen. Durch den Verein ist er mit der Diakonie in Kontakt gekommen, bei der er sein Konzept für eine Beratung zum sicheren Fahren im Alter realisieren konnte. „Ich wollte mein Wissen nicht einfach brachliegen lassen“, erklärt Sander, der als Sachverständiger für den TÜV Rheinland arbeitete und nun unter anderem mit Betroffenen oder Angehörigen das Fahrverhalten unter die Lupe nimmt und Tipps gibt. Die ungewohnt große Freizeit und das Fehlen von Anerkennung in Ruhestand motivierten ihn, sich nach einer neuen Aufgabe umzusehen. „Die Brücke war eine schnelle Überwindung eines tiefen Tals im wahrsten Sinne des Wortes“, beschreibt Sander den Effekt.