Kirchengemeinde schließt die Kita Linde aus Kostengründen. Was mit dem Gebäude passiert, ist noch offen.
Es war kein leichter Schritt – für keinen der Beteiligten. Am vergangenen Freitag nahmen Erzieherinnen, Eltern und Kinder Abschied von der Evangelischen Kindertagesstätte an der Linde.Die Evangelische Kirchengemeinde Lüttringhausen, Träger der eingruppigen Einrichtung, entschloss sich Ende November 2019 (der LA/LiB berichtete) schweren Herzens dazu, die Kita zu schließen.
Alternativen für alle
Sabine Hoch, die erst vor gut zwei Jahren die Leitung der Kita Linde übernommen hatte, war sichtlich bewegt, Tränen füllten die Augen. „Das Herz hängt an der Kita, an dem Gebäude, dem Team, den Kindern und den Eltern“, begründete sie ihre Emotionen. Der letzte Tag mit den Kindern sei schön und ent-spannt gewesen.
Anders als ihre vier Kolleginnen, die weiterhin für die Gemeinde in deren beiden zweigruppigen Einrichtungen, Kita Klausen und Kita Gertenbach, arbeiten werden, entschied sich Sabine Hoch für einen Neuanfang in einer anderen Kita in Wuppertal-Vohwinkel.
Auch für die Verantwortlichen der Kirchengemeinde sei der Entschluss emotional und ein Kraftakt gewesen, betonte Pfarrer Oliver Rolla, in dessen Bezirk die Kita auf Wuppertaler Stadtgebiet fällt. Grund für die Entscheidung sind nicht etwa fehlende Anmeldezahlen, sondern die hohen Kosten für den Betrieb einer Kita mit nur einer Gruppe von 20 Kindern.
Rund 50.000 Euro jährlich habe die Gemeinde in Linde investieren müssen – zusätzlich zu dem Eigenanteil in Höhe von 12 Prozent zur Finanzierung des Betriebs, erklärt Pfarrerin Kristiane Voll, Vorsitzende des Presbyteriums.
Der Personalschlüssel sei durch die Anforderungen des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) ähnlich dem einer zweigruppigen Einrichtung. Die Personalkosten hingegen seien hoch für die Gemeinde, weil die Erzieherinnen zum Teil schon seit mehreren Jahrzehnten für die Gemeinde im Dienst sind und ihnen ein entsprechendes Gehalt zusteht.
Angesichts schwindender Kirchensteuern war das für die Kirchengemeinde finanziell nicht mehr zu stemmen, bedauert Voll.
Aus demselben Grund wird auch die Kita Goldenberg, ebenfalls eingruppig, 2024 geschlossen. „Die Kirche hat sich lange den Luxus geleistet, eingruppige Einrichtungen zu führen“, ergänzt Rolla. Die Gemeinde bildete mit gleich zwei eingruppigen Einrichtungen seit fast 20 Jahren eine Ausnahme.
Ein Ausbau der beiden Kitas an der Linde und am Goldenberg sei nicht möglich. Was mit der Kirchenimmobilie auf Linde nun künftig passieren soll, sei noch gänzlich offen. Bisher habe man sich dazu noch keine Gedanken machen können, da man sich vorrangig um die Abwicklung gekümmert habe, ergänzte Rolla. Dafür haben aber bereits Außenstehende Ideen benannt oder Interesse bekundet, berichtete er weiter.
Der Gemeinde ging es in dem letzten halben Jahr aber vorerst darum, nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch den Eltern einen alternativen Platz in einer der anderen Kirchen-Kitas anzubieten. „Es war uns wichtig, allen etwas anbieten zu können und das haben wir geschafft“, hebt Kristiane Voll hervor.
Das Angebot haben sechs Eltern wahrgenommen. Weitere haben sich für eine andere Unterbringungsmöglichkeit entschieden. Und für sechs andere Kinder war der Abschied von Linde ein Abschied vom Dasein als Kita-Kind, da sie nach den Ferien die Schule besuchen werden.
Um den verbliebenen Kindern den Neuanfang in der für sie noch fremden Einrichtung zu erleichtern, wurden Teile des Inventars sowie Spielzeug der Kita Linde auf die übrigen Kitas verteilt.
Bildquellen
- „Wir sagen: Auf Wiedersehen!“: Das Team der Kita Linde erhielt Blumen zum Abschied.: Foto: Anna Mazzalupi