Lüttringhauser Anzeiger

Corona verunsichert

Das Virus, die Schließungen und vor allem der Anblick leerer Regale versetzen die Bevölkerung in Angst. Doch Panik ist nicht angebracht – nur Vorsicht.

Jeder Morgen beginnt mit der Meldung aktueller Infiziertenzahlen. Sie steigen rasant und ändern sich täglich. Der Stand am Mittwochnachmittag: über 10.000 Infizierte in ganz Deutschland, davon die meisten (über 2.000) in Nordrhein-Westfalen. In Remscheid wurden mittlerweile neun Menschen positiv auf das Coronavirus (Sars-CoV-2) getestet. Ihnen allen gehe es den Umständen entsprechend gut, berichtet die Stadt in ihren nahezu täglichen Pressemitteilungen. 64 Remscheiderinnen und Remscheider befinden sich derzeit in angeordneter Quarantäne, weil sie entweder aus Risikogebieten zurückgekommen sind oder Kontakt zu an CoViD-19 erkrankten Personen hatten. Nackte Zahlen, die Angst machen. Das Virus, der unsichtbare Feind, rückt spürbar näher.

Unterricht findet in der Cloud statt
Seit Montag sind Kitas und Schulen geschlossen. Die Stadt hatte den Beschluss der Landesregierung zur Eindämmung der Verbreitung des Virus am Freitag in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz mitgeteilt. Die Schulen reagierten schnell und bereiteten alles vor, um die Schüler in der fünfwöchigen Zwangspause bis nach den Osterferien (19. April) zu beschäftigen. Schüler des Röntgen-Gymnasiums sind beispielsweise in die Cloud umgezogen, berichtet Schulleiter Thomas Benkert. Die Cloud ist ähnlich einer virtuellen Plattform, auf die Lehrer Lerninhalte und Aufgaben hochladen und Schüler sie von zu Hause aus herunterladen können. Seit zwei Jahren arbeitet das RöGy bereits mit der Cloud. „Bislang haben wir es aber nur mit Schülern der Klasse neun und Q2 genutzt. Am Freitag, als klar war, dass die Schulen schließen würden, haben wir auch die Unterstufe mit einbezogen.“ Auch das Leibniz-Gymnasium verfügt über eine solche Cloud, doch wirklich viel gearbeitet hat die Schule damit noch nicht. Schulleiter Thomas Giebisch geht aber davon aus, dass es funktionieren wird. Für die Schulen sei die Schließung eine riesige Herausforderung, gesteht Giebisch. „Wir wissen ja auch noch nicht, wie es nach den Osterferien weitergeht oder was mit unseren Abiturienten passiert.“ Die Landesregierung hält zwar aktuell noch an den Prüfungsterminen fest, aber auch das könne sich noch ändern. „In der Fußball-Bundesliga oder beim Eishockey kann man ja mal eine Saison ausfallen lassen, aber wir können nicht ein komplettes Schuljahr einfach so streichen.“

Besuchsverbote in Krankenhäusern und Altenheimen
Das Virus kann besonders für ältere Menschen und jene mit Vorerkrankungen gefährlich werden, haben die Experten erklärt. Deswegen wurde nicht nur im Sana-Klinikum ein allgemeines Besuchsverbot angeordnet. Auch in Pflege- und Seniorenheimen gelten strengere Regeln, wie eine Mitarbeiterin von Haus Clarenbach berichtet: „Das Café im Haus ist geschlossen und unsere Bewohner dürfen maximal eine Stunde am Tag Besuch erhalten, dann aber auch nur in ihren Zimmern.“ Gottesdienste werden schon seit vergangenen Sonntag nicht mehr gefeiert. Besonders bitter in dieser Zeit: Bestattungen finden nur noch im allerengsten Familienkreis statt, Hochzeiten sind abgesagt. Auch das Standesamt hat, wie viele andere Servicedienstleister, geschlossen. Angelegenheiten werden nur noch telefonisch oder per E-Mail erledigt.

Schließungen sind kein Grund zum Hamstern
Die Maßnahmen werden allerdings mit steigenden Infektionszahlen nahezu täglich verschärft: Was mit der Absage von öffentlichen Veranstaltungen und der Schließung von städtischen Bildungs-, Kultur- und Sportstätten begann, hat sich mittlerweile auf sämtliche Versammlungsorte und Geschäfte ausgeweitet. Cafés, Restaurants und Bars verwaisen. Lediglich Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und Apotheken, Sanitätshäuser, Tankstellen, Reinigungen und Waschsalons sowie Friseure und Poststellen dürfen ihren Betrieb unter erhöhten Hygienemaßnahmen aufrecht erhalten. Ebenso Wochen­märk­te, Abhol- und Lieferdienste, Baumärkte und der Großhandel. Die Versorgung, so die Äußerung der Bundes- und Landesregierung, sei gesichert. Vor leeren Regalen stehend mag das nur keiner glauben. Grund für vereinzelt leere Supermarktregale sind aber keine langfristigen Lieferengpässe, sondern die überraschend hohe Nachfrage, mit der der Einzelhandel nicht gerechnet hat. Er wird jetzt in den Weihnachtsmodus versetzt und erhält größere Lieferungen.

Was im Kampf gegen das Virus hilft
Die getroffenen Maßnahmen sollen dabei helfen, dass sich nicht alle Bürger in kürzester Zeit mit dem hochansteckenden Virus infizieren und das Gesundheitssystem überlasten. Bei vielen sei von einem milden Krankheitsverlauf auszugehen. Doch vor allem Menschen mit Vorerkrankungen und schwachem Immunsystem wird es so hart treffen, dass sie sogar auf künstliche Beatmung angewiesen sein werden und sehr wahrscheinlich sterben. Die Verantwortung liegt jetzt bei allen und jedem Einzelnen: Es bringt nichts, alles zu schließen, wenn die Menschen trotzdem heiter unterwegs sind. Um die Ansteckung so gering wie möglich zu halten, ist jetzt sozialer Rückzug angesagt. Wer kann, bleibt also am besten zu Hause.

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  • Der Anblick nahezu leerer Regale verunsichert die Bevölkerung am meisten.: Foto: Mazzalupi