So könnte das Outlet Remscheid einmal aussehen. Die Bezirksvertretung Lennep empfahl mit einer Gegenstimme, den Planungsprozess in Gang zu setzen.
VON STEFANIE BONA
Mit dem Grundsatzbeschluss zur Ansiedlung des von der Unternehmerfamilie Dommermuth geplanten Outlet Centers auf dem Gelände zwischen Mühlenstraße und der Straße Am Stadion sowie zwischen Brehm- und Röntgenstraße stehe man ganz am Anfang des Verfahrens und nichts, aber auch gar nichts, sei festgelegt, betonte Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke gebetsmühlenartig, als während der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Lennep am Mittwochabend immer wieder Detailfragen aufkamen. „Die Stadt bleibt Herrin des Verfahrens. Sie geben der Verwaltung lediglich den Auftrag, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen“, erklärte sie. Und Bezirksbürgermeister Markus Kötter (CDU) sprang ihr bei: „Die Verwaltung wird beauftragt, mit dem Investor so zu verhandeln, wie es die Politik beschließt.“
Klarheit über offene Fragen
Diese Aussage konnte die Skeptiker jedoch nicht zufriedenstellen: „Natürlich wollen wir Klarheit über offene Fragen haben, wenn wir einen Grundsatzbeschluss fassen“, sagte Colin Cyrus (Linke) und brachte etwa die Frage ins Spiel, ob die Stadt jetzt wie geplant viel Geld in die Ertüchtigung des leer stehenden Schulgebäudes zwischen Mühlenstraße und Straße Am Stadion stecken werde, wenn doch klar sei, dass die Immobilie bei Realisierung des Shoppingcenters abgerissen werde. „Natürlich arbeitet die Verwaltung an anderen Unterbringungsmöglichkeiten. Wir werden sicher keine Gelder investieren, wenn eine andere Nutzung des Geländes umgesetzt werden soll“, so Reul-Nocke. Auch Bettina Stamm von der Wählergruppe echt.Remscheid wollte wissen, wie am Ende die „vielen Versprechen des Investors“ tatsächlich realisiert werden sollen. Peter Lange (Linke) brachte die Anzahl der Parkplätze ins Spiel. Gehe man von den Gutachten für das vor Gericht gescheiterte Designer Outlet von McArthurGlen aus, müsse man an Samstagen mit rund 18.000 Besuchern rechnen, die mit ca. 6.000 Autos anreisten. „Wie sollen da die jetzt vorgesehenen 1.600 Parkplätze reichen? So ganz anders als damals werden die Zahlen heute auch nicht aussehen“, gab er zu bedenken. Alle Detailfragen, so argumentierten die Verwaltungsvertreterinnen und -vertreter indes geschlossen, müssten innerhalb des Verfahrens angesprochen, abgewogen und diskutiert werden, bevor am Ende der städtebauliche Vertrag aufgesetzt werde. So stimmten die Bezirksvertreterinnen und -vertreter schlussendlich mit Ausnahme von Colin Cyrus für den Grundsatzbeschluss. Bettina Stamm und Peter Lange sind als beratende Mitglieder in dem Gremium nicht stimmberechtigt.
Doch auch aus den Reihen der Befürworter gab es den Hinweis, den Planungsprozess konstruktiv und auch kritisch begleiten zu wollen. Bezirksbürgermeister Markus Kötter bereitet die Ankündigung des Investors Sorge, das Center in zwei Abschnitten bauen zu wollen. Wie berichtet, soll zunächst eine Teileröffnung auf dem Gelände von der Ringstraße bis zur Wupperstraße erfolgen. Bis dann das gesamte Areal bis zur Lenneper Altstadt fertiggestellt wird, soll auf den Flächen des heutigen Jahnplatzes und des Schulgeländes eine „Landschaft auf Zeit“ entstehen. „Fünf Jahre Bauzeit für das Outlet sind viel zu lang. Das Ganze muss in einer geschlossenen Bauweise und in einem Guss realisiert werden mit einer vernünftigen Anbindung an die Altstadt. Das muss in den Verhandlungen geklärt werden“, so Kötter. Dies gelte vor allem mit Blick auf den Einzelhandel vor Ort, für den man durch das Center Strahlkraft erwarte.
Parallel Stadtentwicklung betreiben
Derweil mahnte Roland Kirchner (W.i.R) an, die Ergebnisse der Lennep Konferenzen nicht in den Schubladen der Verwaltung verschwinden zu lassen und erhielt dafür ungeteilte Zustimmung. „Wir fangen wieder an, nur in eine Richtung zu denken und wissen nicht, was wir möglicherweise für Lennep verlieren. Und wir können in Lennep nie wieder eine Bürgerbeteiligung starten. Das nimmt doch niemand mehr Ernst“, spielte Kirchner auf den von Fachbüros begleiteten Prozess an, in den sich viele Lenneperinnen und Lenneper eingebracht hatten. Auch Markus Kötter will die Stadtentwicklung parallel zu den Outlet-Plänen weiterverfolgen. Allerdings: „Am Ende des Tages braucht man jemanden, der die Dinge auch bezahlt, die man sich wünscht.“
Gut zu wissen
Die Entscheidung, ob die Outlet-Planungen weiterverfolgt werden und die Verwaltung in das Bebauungsplanverfahren einsteigt, trifft am nächsten Montag, 19. Juni, der Stadtrat. Die Sitzung beginnt um 16.15 Uhr im Remscheider Rathaus.
Bildquellen
- Outlet Remscheid – Graf + Graf Architekten: Architekturbüro Graf