In der Lenneper „Welle“ gibt es eine neue Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit einer sexuellen Orientierung oder einer geschlechtlichen Identität, die nicht der Hetero-Norm entsprechen. Die Jugendlichen, die sich regelmäßig in der Lenneper Welle treffen, sind zu einer tollen Gemeinschaft geworden.
VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA
Sie sitzen zusammen, quatschen, spielen Brettspiele, tauschen sich über die Ereignisse der vergangenen Woche und neuste Trends aus. Sie hören Musik, schauen gemeinsam Filme oder kochen auch mal zusammen. Auf den ersten Blick unterscheidet diese Gruppe nichts von einem offenen Treff, wo Jugendliche einfach ihre Freizeit miteinander verbringen. Doch diese hier verbindet nicht ein zufälliger Wohnort, ein ähnliches Alter oder gar gleichartige Interessen. Sie alle verbindet die Suche nach sich selbst, die erfahrene Diskriminierung oder auch die Sorgen und Ängste, sich vor Freunden und Familienangehörigen als anders outen zu müssen.
Selbstbewusstsein gestärkt
Luis Langer (28), Sexualpädagoge bei Pro Familia, und Elias Ewald (23) leiten die Gruppe, stehen für Fragen und Nöte der Heranwachsenden zur Verfügung, sind Berater und Freunde. Elias Ewald hat selbst Erfahrungen damit, wie schwierig es ist, als Queere-Person Anschluss zu finden. „Als ich 15, 16 Jahre alt war, habe ich etwas gesucht, wo man keine Erwartungen an mich stellt, wo man nicht blöd angeguckt wird, wenn man seinen Namen ändert, wo man einen versteht, ohne sich lange erklären zu müssen.“ Wuppertal schien einem damals unsicheren jungen Menschen zu nah an der Heimat. „Die nächste Anlaufstelle war Köln.“ Die Queere-Gruppe in der Domstadt habe ihm das nötige Selbstbewusstsein verliehen, um sich für seine sexuelle Orientierung, seine geschlechtliche Identität nicht schämen zu müssen. Seit April vergangenen Jahres gibt es auch in Remscheid zwei solcher Anlaufstellen: Niederschwellig, ohne Erwartungen, einfach da und offen. Melda (14) ist glücklich, die Gruppe gefunden zu haben. „Ich habe mich extrem gefreut, als ich davon erfahren habe.“ Auch Chiana (15) freut sich. „Ich habe einiger meiner besten Freunde hier kennengelernt. Ich fühle mich seitdem viel energischer und selbstbewusster.“ Viele von ihnen haben für ihr „Anderssein“ Probleme in der Schule, werden gemobbt, stoßen auf Diskriminierung und Anfeindungen. Es sei nicht einfach, in solch einem Umfeld ehrlich mit sich und den anderen über seine sexuelle Orientierung oder Identität zu sein. Die Gruppe helfe dabei, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Bietet bei Bedarf aber auch Beratungsmöglichkeiten und Vermittlung an, erklärt Langer. In den meisten Fällen wird schnell klar, ist sie aber einfach nur eine offene Anlaufstelle für alle, die tatsächlich echte Vielfalt leben und ihre Freizeit mit coolen Leuten verbringen wollen.
Gut zu wissen
Die Queere-Gruppe trifft sich jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr in der Welle, Wallstraße 54. Die Altersspanne reicht von 14 bis 23 Jahren. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ob schwul, lesbisch, transgender oder einfach nur offen für eine tolle Gemeinschaft, jeder und jede ist hier herzlich willkommen.
Bildquellen
- Queere Gruppe in der Welle-seg: LLA Foto Segovia