Lüttringhauser Anzeiger

Abitur ohne Abschlussball

Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Schulen alternative Konzepte für die Zeugnisvergabe erarbeiten.

Es war ein Krimi bis zuletzt: Würden die Abiturienten dieses Jahr ihre Abschlussprüfungen ablegen können? Sie taten es, zwar später als eigentlich vorgesehen, aber immerhin können sie diesen Lebensabschnitt abschließen. Eine feierliche Zeugnisübergabe wird es nächste Woche noch geben, einen Abiball vorerst allerdings nicht.

Sporthalle oder Jahnplatz
Kurz vor ihrem letzten Schultag wurden die künftigen Abiturienten Mitte März vom Corona-Lockdown überrascht. „Wir wussten anfangs nicht, ob wir noch in die Schule zurückkehren würden oder was überhaupt mit uns passieren würde“, erinnert sich die 18-jährige Natalia Lange, Schülerin des Röntgen-Gymnasiums. Auch für Luca Merten (18), Stufensprecher am Leibniz-Gymnasium, kam die Mitteilung völlig überraschend. „Wir haben hinterher erfahren, dass der Freitag vor dem Lockdown unser letzter Schultag war.“

Gut drei Monate später können Natalia und Luca gelassen auf die Situation zurückblicken. Mit Homeschooling und, bei Bedarf, Präsenzunterricht in kleinen Gruppen mit bis zu sechs Schülern haben sie sich zuletzt auf ihre Abiturprüfungen vorbereitet. „Einfach war es nicht“, gesteht Luca. Denn einiges an Schulstoff stand noch offen. Das mussten sich die angehenden Abiturienten selbst aneignen. Am Ende hat es dann für die meisten zumindest doch irgendwie gepasst.

„Die Meinungen gehen natürlich auseinander, ob man am Ende nicht einfacher auf die Prüfungen hätte verzichten können und wie bei unseren europäischen Nachbarn nicht den Durchschnitt hätte berechnen können“, sagt Luca. Doch er und seine Mitschüler hätten sich letztendlich den Gegebenheiten gestellt.

Natürlich hatte sich auch Natalia die letzten Tage und Wochen ihres letzten Schuljahres ganz anders vorgestellt. Aber letztendlich ist sie froh, dass sie ihr Abitur ablegen konnte und sie nächste Woche endlich ihr Zeugnis erhalten wird, auch wenn auf eine ordentliche Feier verzichtet werden muss: „Vor dem Lockdown war mir persönlich der Abiball gar nicht so wichtig. Aber ich habe mir schon Gedanken gemacht, hätte nichts mehr stattgefunden, wie ich mich von meinen Freunden und Mitschülern hätte verabschieden können.“

Das Röntgen-Gymnasium mit etwas über 80 Abiturienten wird die Zeugnisvergabe übernächsten Samstag (27. Juni) in der schuleigenen Aula vorbereiten, berichtet Schulleiter Thomas Benkert. In vier Gruppen aufgeteilt können die Abiturienten von zwei Familienangehörigen begleitet werden, sodass insgesamt die 100 Personen auf keinen Fall überschritten werden. „Auf ein Jahrgangsstufenbild werden wir in diesem Jahr leider verzichten müssen“, sagt Benkert. „Das ist zwar schade, aber ich glaube, für die Schüler ist der Ausfall ihres Abiballs und der Chaostage schlimmer.“

Durch die Aufteilung der Jahrgangsstufe wird der traditionelle Zeugniseinmarsch mit den von den Abiturienten ausgewählten Musikstücken möglich sein. Ein kleiner Trost.

Doch Natalia ist trotzdem glücklich, vor allem, dass die anfängliche Idee, die Gruppen nach alphabetischer Reihenfolge aufzuteilen, verworfen wurde, und nun rund 20 Abiturienten, die freundschaftlich enger verbunden sind, gemeinsam ihre Zeugnisse abholen können. Auf den geplanten Abiball muss verzichtet werden, wobei Natalia verrät, dass sie nach der Zeugnisvergabe im kleinen Kreis mit Eltern und Familie ihren Abschluss feiern will.

Das Leibniz-Gymnasium hingegen zog zwischenzeitlich drei Optionen für die Zeugnisvergabe in Erwägung, die für Donnerstag, 25. Juni, vorgesehen ist. „Wir haben den Jahnplatz und die Dreifachsporthalle für den Anlass reserviert“, berichtet Schulleiter Thomas Giebisch, wobei die Präferenzen eindeutig bei der Freiluftveranstaltung liegen. Gut gefallen hätte dem Schulleiter auch die Heimatspielbühne, wobei der Platz für so viele Personen zu klein ist. „Mit zwei Begleitpersonen pro Schüler wird wohl auch die Halle zu klein sein.“

Insgesamt braucht Giebisch für die Zeugnisvergabe nämlich Platz für 70 Abiturienten und jeweils zwei Begleitpersonen. Auch wenn die Zeugnisvergabe im Falle von schlechtem Wetter in die Halle verlegt werden müsste, müssten Abstriche gemacht werden. „Dann darf jeder von uns wohl nur noch eine Begleitperson mitnehmen“, sagt Luca. Kürzlich hatten die Schüler auch die Konzertmuschel im Remscheider Stadtpark ins Gespräch gebracht. Doch die ist für den Tag bereits besetzt.

Wichtig ist Schulleiter Giebisch, dass seine diesjährigen Abiturienten trotz der chaotischen Situation durch die Pandemie einen würdevollen Abschluss offiziellen Charakters haben. „Der gemütliche Teil ist ja leider streng verboten.“ Stufensprecher Luca Merten hegt trotzdem noch die Hoffnung, den geplanten Abiball in der Schlossfabrik, wenn auch in abgespeckter Version und zu einem späteren Zeitpunkt, doch noch irgendwie stattfinden zu lassen.

Ursprünglich wollte die Stufe Dienstagabend darüber abstimmen. Es habe sich aber noch eine weitere Möglichkeit ergeben, die noch mit dem Ordnungsamt abgeklärt werden müsse, merkt Luca Merten an. Über diese neue Option wollen die Abiturienten dann in den nächsten Tagen erneut beraten.

Bildquellen

  • Ungewöhnlicher Ort: Die Abiturienten vom Leibniz-Gymnasium könnten auf dem Jahnplatz ihr Zeugnis erhalten.: Foto: Anna Mazzalupi