Lüttringhauser Anzeiger

50 Jahre Eis vom Feinsten

Pasquale Sagui (l.) – hier mit Sohn Sebastiano – kam als 14-Jähriger nach Lennep und ist ein bekanntes Gesicht in der Röntgenstadt. Am Samstag feiert der Eissalon Sagui sein 50-jähriges Jubiläum.

VON ANGELA HEISE

„Die Wirklichkeit ist voller Kompromisse“. Anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums erzählt Pasquale Sagui, Inhaber des Lenneper Eissalons Sagui auf der Kölner Straße 55, aus seinem Leben. Gemeinsam mit einem jüngeren Bruder und zwei älteren Schwerstern wuchs er in dem kleinen Dorf Zoppé di Cadre in den Dolomiten auf. Ladinisch ist die Sprache der Region oder „Retroromanisch, wie die Schweizer sagen“. Der Traumberuf Sportler sollte für immer ein Traum bleiben, denn die Lebensbedingungen für eine Zukunft waren hart.

40 Familienrezepte zur Auswahl

Schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts verbrachten viele Männer die Sommermonate im europäischen Ausland, um Geld für die Ernährung der Familien zu verdienen. Die meisten als Straßenverkäufer mit Süßigkeiten oder Eis. „Von Deutschland wusste ich nur, dass mein Vater von dort mit Geschenken zurückkam.“ 1972 zogen Vitale und Domenica Sagui mit den Kindern nach Lennep, um dort den Eissalon von der Familie Reffosco zu übernehmen. Pasquale beendete noch die Schule in der Heimat. „1973, mit 14 Jahren, stand ich hier am Tresen und verkaufte Eis.“ Deutsch lernte er in Kursen und Fachkraft für Speiseeis wurde er durch die Mithilfe im väterlichen Betrieb. 1983 übernahm er dann den Familienbetrieb. Stolz ist er auf die hauseigene Herstellung. „Heute stand ich schon um vier Uhr auf und um 23 Uhr komme ich vielleicht ins Bett“, ein bescheidenes Lächeln folgt, „aber das Eis ist nur aus frischen unbehandelten Zutaten, ohne künstliche Aromastoffe oder Geschmacksverstärker.“ Und wichtiger als der Geschmack sei der Nachgeschmack, betont er. Alternierend sind über 40 Familienrezepte zur Auswahl. Eine neue Kreation ist das Rhabarbereis, aber auch Safraneis stand schon auf der Hitliste. Für zwei Wochen zeigte er sich solidarisch mit der Ukraine und verkaufte Eis in deren blau-gelben Nationalfarben. „Aber bei mir gibt es sonst kein blaues Eis. Es gibt ja auch keine blauen Früchte!“

Am Samstag wird gefeiert

Den Nachgeschmack auf die Coronazeit sieht er zwiegespalten. Durch die verbotene Innenbewirtung seien keine Personalkosten entstanden, die Mehrwertsteuer wurde reduziert. „Und ich war einer der Ersten, die eine Plexiglasscheibe installierten. Ich habe die Kurve noch gekriegt“. Die Tradition des Eissalons auf der Kölner Straße begann vor 85 Jahren. Bortolo Sagui, „…er hat denselben Namen, war aber kein Verwandter“, gründete das Geschäft. Kriegsbedingt war der Betrieb von 1939 bis 1946 stillgelegt. Inmitten der Trümmer verkaufte Bortolo ein Jahr später wieder Eis, bevor nach dem Wiederaufbau des Hauses 1954 der Eissalon offiziell wieder eröffnet wurde. „Ich kannte ihn persönlich und er erzählte mir, dass er nach dem Krieg im Keller unter den Trümmern noch den gesamten Zuckervorrat unangetastet vorfand.“ In den 1960er Jahren übernahm Familie Reffosco den Eissalon, bis 1972 Pasquales Vater der Eigentümer wurde. Dieses Ereignis wird am nächsten Samstag, 21. Mai, groß gefeiert. Für Groß und Klein gibt es Unterhaltung. Pasquales Sohn Sebastiano setzt dabei musikalische Höhepunkte mit Geige, E-Piano und Gesang.

Bildquellen

  • Sagui Pasquale und Sebastiano Sagui_heise_web: LLA Foto Heise