Menschen im Hören verbinden

Menschen im Hören verbinden

Kirchen und Musiker gehen ungewöhnliche Wege in der Corona-Krise.

Seit der letzten Woche ist jeden Abend um 18.30 Uhr Musik im Ort zu hören. Sie kommt vom Kirchturm der Evangelischen Kirche Lüttringhausen. Choräle, Abend- oder Volkslieder spenden den Menschen im Dorf einen Moment des Trostes in den schweren Zeiten von häuslicher Isolation und Kontaktverboten.

Hoffnung geben
Doch wer spielt dort, um den Menschen ein bisschen Hoffnung zu geben? Es ist Küster Jürgen Kammin mit seiner Trompete. „Ich bin in der Posaunenchorwelt beheimatet, da ist es ein guter Brauch zur Freude der Menschen zu spielen, des anderen wird hier eine Tradition, das Abblasen von Chorälen und Musiken von Türmen und Rathäusern, gepflegt. Es verbindet Menschen im Hören“, erklärt Kammin.

Zudem sei die Kirche sozusagen die historische Keimzelle Lüttringhausens. „Von ihr soll Leben ausgehen, hörbar“, betont der Musiker. Wer die ein oder andere Strophe mitsingen wolle, sei gerne dazu aufgefordert. Zu Beginn spielt er immer „Nun wollen wir singen das Abendlied“ und zum Abschluss „Der Mond ist aufgegangen“. „Wer innere Leere empfindet, mag vielleicht darunter etwas entdecken, dass wie Hoffnung und Freude aussieht“, begründet Kammin, der auch künftig weiter machen will, seine Wahl.

Momentaufnahme von Jürgen Kammins Spiel. Quelle: Anna Mazzalupi

Peter Bonzelet, Kantor der Katholischen Kirchengemeinde St. Bonaventura und Heilig Kreuz spielt allein an der Orgel in der Kirche Heilig Kreuz. Das Konzert streamt er live in Internet über seine Facebook-Seite sowie über den angelegten YouTube-Kanal (https://www.youtube.com/channel/UCV4hdcWtu5QQGQWLZNJMz-w ).

Das nächste Mal am Donnerstagabend, 26. März, um 18 Uhr. Bonzelet plant, die kleine Reihe zwei Mal die Woche zu machen.

Weil auch Gottesdienste aktuell nicht stattfinden können, veröffentlicht die Evangelische Kirchengemeinde sonntags über die Plattform YouTube einen „geistlichen Impuls“, wie Pfarrerin Kristiane Voll es nennt. Das Video mit Standbild des Kircheninneren funktioniere wie eine Art Radiobeitrag, den sich die Gemeindemitglieder zu Hause anhören können. Auf diese Weise zeige man Verbundenheit. Für die älteren Mitglieder ist eine Art Infobrief als Ersatz geplant.

Ein Leuchten der Hoffnung – Jeden Abend ab 19 Uhr ist die Kirchturmbeleuchtung eingeschaltet.

Der „Leucht-Turm“ in Lennep. Foto: Lennep Offensiv

Bei all den negativen Meldungen zum Coronavirus will der Verein Lennep Offensiv den Lennepern ein Lichtblick schenken – im wahrsten Sinne des Wortes. Deshalb ist nun an jedem Abend ab 19 Uhr die Kirchturmbeleuchtung, die sonst nur zur Weihnachtszeit in Betrieb ist, als Zeichen der Solidarität und Hoffnung eingeschaltet.

„Leucht-Turm“ als Dank
„Er strahlt für alle gemeinsam, und gemeinsam soll diese Krise gemeistert werden“, erklärt der Vorsitzende Thomas Schmittkamp. Er ist ebenfalls Vorsitzender des Vereins Lenneper Lichter hat, der für die Finanzierung der Lichterketten jedes Jahr eine Spendensammlung durchführt.

Dass das Wahrzeichen nun erstrahlt, soll aber auch ein Dank für die vielen engagierten Menschen sein, die dazu beitragen, dass ein Stück Alltag funktioniert oder die medizinische Versorgung gewährleistet bleibt – also etwa für Pflegeberufe, Einzelhandel, Transportdienste, Feuerwehr, Polizei, Ordnungsdienste und viele weitere.

„Unser Leucht-Turm war schon immer ein Zeichen für den Zusammenhalt in Lennep. In Zeiten der Krise gilt das umso mehr. Wir wollen damit ein Signal aussenden, dass wir es gemeinsam schaffen“ erläutert Schmittkamp.
Gleichzeitig soll die Aktion auf die Initiative der evangelischen Kirche aufmerksam machen.

Um trotz physischem Kontaktverbots mit den Gemeindemitgliedern in Verbindung zu bleiben, ruft die Gemeinde zum „Balkonsingen“ jeden Abend um 19 Uhr auf. Das geht auch am offenen Fenster oder im Garten. Gerne dürfen auch Instrumente gespielt werden. Gesungen und gespielt wird „Der Mond ist aufgegangen“. „Wenn wir auch physisch Abstand halten müssen, emotional rücken wir in diesen Tagen näher zusammen“ meint Schmittkamp dazu.

Außerdem findet sonntags um 10 Uhr eine „Andacht zum zu Hause Mitbeten“ mit Glockengeläut aus der Lenneper Stadtkirche statt. Jeder ist herzlich zum Mitmachen eingeladen.

Bildquellen

  • Abendstimmung vom Kirchturm mit Trompete.: Foto: Jürgen Kammin

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